„The Great Resignation“ –
eine Chance für die interne Kommunikation?

„The Great Resignation“ – eine Chance für die interne Kommunikation?

09.03.2022

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Anja Krutzke Head of change+internal communication change+internal communication
Anja Krutzke

Head of change+internal communication
Anja.Krutzke@cbe-digiden.de

Zurzeit schwappt ein Trend aus den USA nach Europa, der auch hierzulande inzwischen vielen Unternehmen Sorge bereitet: Immer mehr Arbeitnehmende kündigen ihre Jobs, und dieser Trend hat einen Namen: The Great Resignation, die große Kündigungswelle. Das ist besonders in Zeiten des Fachkräftemangels ein Problem.

Warum kann das eine Chance für die interne Kommunikation sein?

Der Gallup Engagement Index zeigt seit Jahren auf, dass bei der emotionalen Bindung der Beschäftigten noch Luft nach oben ist. Durch die Corona-Krise ist die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmenden noch einmal gestiegen, und immer mehr offene Stellen können inzwischen nur noch schwer besetzt werden. Das ist besonders in Zeiten des Fachkräftemangels ein Problem. Welche Rolle spielt die interne Kommunikation dabei? Gründe, den Arbeitgeber zu verlassen, gibt es schließlich viele: Erschöpfung durch die Pandemie, der Wunsch nach Selbstbestimmung und Mitgestaltung, mangelnde Karrieremöglichkeiten, fehlende Bindung und Zugehörigkeit oder eine unzureichende Vergütung.

Eine Erklärung bietet ein Zitat von Reinhard Sprenger: „Menschen kommen zu Unternehmen, aber verlassen Vorgesetzte.“ Studien zeigen: Dort, wo Führungskräfte ihre Potenziale nicht ausschöpfen, haben viele Mitarbeitende bereits innerlich gekündigt. Führen auf Distanz ist eine neue Herausforderung und bedeutet auch mehr Kommunikationsaufwand. Die Aufgabe ist es, mobil arbeitende Mitarbeiter:innen an das Unternehmen zu binden. Die Erwartungen an die interne Kommunikation sind also groß, aber mit neuen Tools und Formaten allein ist es nicht getan. Ein Beispiel: Mit großem Aufwand wird ein Social Intranet mit attraktiven Kommunikations- und Kollaborationsmöglichkeiten eingeführt, aber die Führungskräfte nutzen es kaum, sondern kommunizieren weiter fröhlich per E-Mail und wundern sich dann, dass die neuen Tools nicht richtig genutzt werden.

Kommunikation ist eine strategische Managementaufgabe.

Führungskräfte, insbesondere die oberste Führungsebene, prägen die Unternehmenskultur durch Kommunikation und Haltung. Ihre Vorbildfunktion ist immens, und sie sind ein entscheidender Erfolgsfaktor für eine positive, starke Unternehmenskultur. Führungskräfte kommunizieren vor allem in Meetings und Besprechungen sowie im persönlichen Austausch mit ihren Mitarbeitenden. Allerdings wird Kommunikation oft nicht hinreichend als Führungsaufgabe verstanden, und die institutionalisierte, interne Kommunikation hat auf diese Art der Kommunikation meist keinen unmittelbaren Einfluss.

Hier liegt eine Chance für interne Kommunikationsmanager:innen. Sie können im Schulterschluss mit HR dafür sorgen, dass interne Kommunikation als strategische Managementaufgabe verstanden wird. Es gilt, die Führungskräfte diesbezüglich zu sensibilisieren und zu befähigen, denn die Chancen guter informeller Kommunikation werden immer noch unterschätzt. Sie sollte stärker ins Bewusstsein von Führungskräften rücken und nicht mehr nur ungesteuert, nebenbei und tagesformabhängig erledigt werden.

Interne Kommunikation: von der Umsetzerin zur Enablerin

Die Rolle der internen Kommunikation entwickelt sich von der reinen Umsetzerin, die Inhalte transportiert, immer mehr zu einer internen Beraterin, Coachin und Enablerin. Zum Beispiel, indem sie das Thema auf die Agenda setzt, ein Bewusstsein dafür schafft und die Führungskräfte dabei unterstützt, ihre Kommunikationsaufgaben wahrzunehmen – sei es durch Wordings, Vorlagen, Workshops, Dialogangebote oder ergänzende Coachings und Trainings. Ihre Aufgabe ist es immer mehr, den Sinn und Zweck von Kommunikation zu erklären und Kommunikations-Know-how zu vermitteln. Die interne Kommunikation hat einen großen Einfluss auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und den Erfolg des Unternehmens. Darum ist es wichtig, dass diese Abteilung organisatorisch gut eingebunden ist und in engem Kontakt mit der obersten Führungsebene steht.