Interview zum Thema Akzeptanzkommunikation

Akzeptanzkommunikation bedeutet die Schaffung von Nachvollziehbarkeit und Transparenz.

09.03.2022

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Johanna Scholz Göldner Consultant brand+content communication
Johanna Scholz-Göldner

Senior Consultant
Johanna.Goeldner@cbe-digiden.de

Wir haben mit Astrid Dolak gesprochen, die für die TransnetBW im Berlin Büro im Bereich Energiepolitik und Regulierung tätig ist. Darüber hinaus leitet sie die Arbeitsgruppe Kommunikation im unternehmensübergreifenden Projekt Netzentwicklungsplan Strom der deutschen Übertragungsnetzbetreiber.

Was genau ist Ihre Aufgabe als Leiterin der Arbeitsgruppe Kommunikation für das Projekt Netzentwicklungsplan der Übertragungsnetzbetreiber?

Für den Netzentwicklungsplan Strom, der alle zwei Jahre neu veröffentlicht wird, arbeiten die vier Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW zusammen. Gemeinsam schaffen wir die Grundlage für das Stromnetz und die Energieinfrastruktur der Zukunft. Das Projekt ist komplex und erfordert die Zusammenarbeit vieler Mitarbeiter:innen aus den vier Unternehmen. Am Ende steht immer eine Veröffentlichung in Form eines Berichts. Dies ist, was die Öffentlichkeit sieht, wozu Stellungnahmen eingebracht werden können und breite Konsultationen stattfinden. Wir achten natürlich bereits bei der Entstehung und vor der Veröffentlichung darauf, mit Stakeholdern, insbesondere Verbänden, NGOs etc. in den Dialog zu treten. So stellen wir z.B. auch schon sicher, dass die Szenarien, die den Rahmen für die Netzplanung bilden, auf Basis eines breiten Inputs entstehen.

Unsere Arbeitsgruppe Kommunikation beschäftigt sich neben der Erstellung des Berichts und der zu veröffentlichenden Unterlagen mit der Gestaltung dieses Austauschs und Dialogs.

Was heißt Akzeptanzkommunikation für Sie?

Für mich bedeutet das in erster Linie Nachvollziehbarkeit und Transparenz zu schaffen. Das ist die Grundlage, denn akzeptieren kann man nur, was man überblicken kann.

Wir planen nun nichts Geringeres als das Klimaneutralitätsnetz, das Netz der Zukunft für ein CO2-neutrales Deutschland. Netzausbau brauchen wir also um dem Klimawandel entgegen treten zu können. Unsere Stromnetze versorgen ganz Deutschland mit Strom. Ohne Übertragungsnetze kommt der Strom nicht vor Ort an, es kann die Industrie nicht produzieren, aber auch kein Elektroauto geladen und kein Supermarkt beleuchtet werden.

Dieses große Ganze muss sichtbar gemacht werden, um Akzeptanz schaffen zu können.

Unsere Kommunikation zum Netzentwicklungsplan ist da ein wichtiger Teil, ebenso wie die Projektkommunikation der jeweiligen Übertragungsnetzbetreiber vor Ort. Und dann der Austausch der Politik und Behörden mit Expert:innen und der Bevölkerung.

Warum ist Akzeptanzkommunikation heute ein Erfolgsfaktor für Unternehmen und Organisationen?

Es bringt noch mehr konstruktive Beschäftigung mit den gesellschaftlichen Akteuren. Wie heißt es so schön, niemand ist eine Insel. Auch kein Unternehmen und keine Organisation. Wir sind alle Teil dieses großen Ganzen, das ich vorhin beschrieben habe.

Damit setzt man sich als Unternehmen auch strukturiert und frühzeitig mit den Bedürfnissen der „Teilhabenden“ auseinander, erkennt Trends und kann diese antizipieren. Das kommt natürlich auch dem Unternehmen zugute. Und es passt zu einem nachhaltigen Ansatz, den wir unseren nachfolgenden Generationen schulden.

Was hat sich geändert in den letzten Jahren und welche Trends sehen Sie?

Natürlich sind Beteiligung und Austausch durch die Digitalisierung einfacher geworden und man erreicht viel mehr Partizipation und Vielfalt. Das ist gut und wichtig. Es kann aber auch dazu führen, dass wir an einem Tag 80 Millionen Fußballtrainer:innen haben und am nächsten Tag 80 Millionen Virolog:innen oder eben Klimaexpert:innen… Die leisen Stimmen, die vielleicht auch Wichtiges zu sagen haben, überhört man da leicht.

Was sind die wichtigsten Hebel und Stellschrauben aus Ihrer Sicht?

Wichtig ist neben einem klar strukturierten Prozess auch ein Erwartungsmanagement. Es muss klar sein, an welcher Stelle zu welchen Belangen die Teilhabe erfolgt und welchen Einfluss ein Input hat.

Was kann die Unternehmenskommunikation generell von der Akzeptanzkommunikation lernen?

Was wir alle mitnehmen können, ist, dass Austausch auf Augenhöhe durch nichts zu ersetzen ist. Und dass gute Kommunikation immer auch Zuhören bedeutet. Ich muss die Welt und die Sprache meiner Partner:innen und Kritiker:innen verstehen, um in einen ehrlichen Dialog zu treten und wirkliche Teilhabe zu ermöglichen.