Inklusive Eventplanung – Gut und eine echte Chance für Alle!

Inklusive Eventplanung – Gut und eine echte Chance für Alle!

07.06.2023

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Vanessa Ewert concept developer live+virtual communication
Vanessa Ewert

Concept Developer
vanessa.ewert@cbe-digiden.de

Inhaltsverzeichnis

WAS BEDEUTET EIGENTLICH INKLUSIVE EVENTPLANUNG?

Inklusive Events ermöglichen allen Besucher:innen und Teilnehmer:innen barrierefreie Zugänge für und eine ganzheitliche und gleichberechtigte Teilnahme am gesamten Veranstaltungsprogramm – von Anfang bis Ende.

Bedürfnisse der Teilnehmenden sollen erkannt und berücksichtigt werden. Inklusive Eventplanung ist so vielseitig wie die Besucher:innen unserer/ihrer Events. Im Allgemeinen geht es um die konsequente Integration von allen Menschen. Aber es geht auch um die Art und Weise der Veranstaltungsplanung. Inklusive Events legen den Fokus auf Themen wie Diversität, Gleichberechtigung und Barrierefreiheit.

Seit 2008 ist Inklusion ein Menschenrecht, das in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben ist: „Jeder Mensch hat ein Recht auf >Inklusion<, also darauf, ein gleichberechtigter Teil der Gesellschaft zu sein.“ 2009 trat das Übereinkommen auch in Deutschland in Kraft. Jetzt wird es Zeit, dass das Thema auch im Eventbereich Einzug hält.

WEN SPRECHE ICH MIT INKLUSIVER PLANUNG AN? WER IST DIE ZIELGRUPPE?

Diversität und gleichberechtigte Teilhabe ermöglichen

Diversität in der Eventsplanung zu berücksichtigen bedeutet in der Praxis, dass jeder Mensch die Möglichkeit erhalten soll, sich  an jeglicher Art von Veranstaltungen zu beteiligen –  unabhängig der sieben Diversitätsdimensionen: Geschlecht, sexuelle Orientierung, Alter, ethnische und soziale Herkunft, Nationalität, Religion und Weltanschauung sowie Behinderung. Hiermit ist die gleichberechtigte Teilhabe am Event als Gast und auch die gleichberechtigte Teilhabe als Planer in der Eventgestaltung gemeint.

Barrierefreie Zugänge schaffen

Barrierefreiheit bedeutet, dass die Veranstaltung gut gefunden wird und einfach (ohne fremde Hilfe) zugänglich ist. Alle angesprochenen Personengruppen sollten sich vor Ort selbstbestimmt bewegen und am Geschehen teilnehmen können.

Barrierefreiheit dient nicht nur Menschen mit einer Schwerbehinderung (Rund 9,4 % der deutschen Bevölkerung), sondern einer viel größeren Zielgruppe. 

Meist merken wir erst, welche Hürden der Alltag haben kann, wenn wir anfangen, uns mit dem Kinderwagen oder einem gebrochenen Bein durch die Stadt zu manövrieren. Plötzlich freuen wir uns über Aufzüge und Rampen – und bemerken gegebenenfalls deren Abwesenheit. Barrierefreiheit betrifft also nicht nur Menschen mit einer Schwerbehinderung, sondern eine viel größere Zielgruppe: Es sind Menschen mit (temporär) eingeschränkter Mobilität, Brillenträger:innen oder Menschen mit gemindertem Hörsinn. Das sind Themen, mit denen wir viel vertrauter sind und mit zunehmendem Alter werden. Es geht noch weiter: Nicht nur Menschen mit Lernbehinderung und die, die nicht oder kaum lesen können, sondern auch Besucher:innen, deren Muttersprache nicht die Veranstaltungssprache, ist freuen sich über Orientierungshilfen und einfache Kommunikation.

WO WIRD INKLUSIVE PLANUNG GEBRAUCHT?

Nicht überall wo Inklusiv draufsteht, ist auch Inklusiv drin. Diversität und Gleichberechtigung kann nur erreicht werden, wenn man ganzheitlich denkt und allen Personengruppen einen Zugang sowie ein reibungsloses Teilnehmen ermöglicht.  Zugang zum Event bezieht sich somit nicht nur auf die räumlichen Voraussetzungen wie Rampen, Aufzüge und Behindertentoiletten, sondern fängt schon beim ersten Kontakt mit den Teilnehmer:innen an. Barrierefreiheit schließt alle Veranstaltungsbereiche ein.

Neben der räumlichen ist die kommunikative Barrierefreiheit ein essentieller Bestandteil, um seine Zielgruppe zu erreichen und zu erweitern. Hier müssen mehrere Faktoren beachten werden, um wirklich inklusiv zu sein. Denn unterschiedliche Zielgruppen müssen auf unterschiedlichen Wegen inkludiert werden. Mit einfacher und verständlicher Sprache (Leichte Sprache), Piktogrammen sowie gesprochener Sprache in Einladungen, öffentlichen Ankündigungen und Programmheften kann ein erster Schritt gegangen werden, um kommunikative Hürden abzubauen und das Event für eine große Zielgruppe zugänglich zu machen. Auf den Veranstaltungen sollten Übersetzungen in Gebärdensprache oder Schriftdolmetschen verfügbar sein. Barrierefreie Kommunikation sollte analog wie auch digital mitgedacht werden.

Technische Barrierefreiheit ist ein weiterer wichtiger Punkt der inklusiven Eventgestaltung: Digitale Livestreams der Veranstaltung sind mittlerweile weitestgehend etabliert. Livestreams ermöglichen es Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind oder durch mangelnde räumliche Barrierefreiheit am Veranstaltungsort nicht teilnehmen können, live Eindrücke von der Veranstaltung zu erhalten.

WIE SIEHT DIE REALITÄT AUS?

In Berlin ist Diversität eine Art Aushängeschild und in unterschiedlichsten Bereichen gelebtes, vertrautes Terrain. Man kann behaupten, dass diese Vielfalt und Offenheit sich auch in den Teilnehmer:innen der meisten, zumindest öffentlichen Events in der Hauptstadt widerspiegelt. Jedoch ist auch hier noch viel Platz nach oben.

Bei der Eventplanung spielen Inklusionsthemen aber besonders in verschiedenen Bereichen der Barrierefreiheit für Veranstalter:innen, Eventplaner:innen und Gestalter:innen , wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. Barrierefreie Planung wird mit Mehraufwand und -kosten in Verbindung gebracht. Das Thema gilt als wenig attraktiv und mit guter Gestaltung nicht zu vereinbaren und wird oft viel zu spät in den Planungsprozess integriert. Das hat zur Folge, dass nachträglich auf Kosten des Designs und des Budgets Änderungen vorzunehmen sind. In den meisten Fällen wird daher Barrierefreiheit eher als lästiges Beiwerk anstatt als selbstverständlicher Teil der Eventgestaltung gesehen.

VORTEILE DER INKLUSIVEN EVENTPLANUNG

Das Thema Nachhaltigkeit hat gezeigt, dass man es nicht vernachlässigen und trotzdem wettbewerbsfähig  bleiben kann. Im Gegensatz dazu ist das Thema „Inklusive Eventgestaltung” ein immer noch unbeachtetes Feld mit unterschätzen Potentialen. Das ist eine echte Chance:

Inklusive Eventplanung ist ein Alleinstellungsmerkmal: Nur wenige Kund:innen und Planer:innen wagen sich an ganzheitlich inklusive Eventkonzepte. Durch inklusive Kommunikation und Eventplanung kann man mit seiner Veranstaltung herausstechen und sich von der Konkurrenz abheben. Außerdem fördern sie das Image eines offenen, bunten und zukunftsfähigen Unternehmens.

Durch Inklusive Planung kann man seine Zielgruppe vergrößern und in alle
Diversitätsdimensionen ausweiten:
Planer:innen können sicherstellen, dass die Eventkommunikation auch bei den Zielgruppen ankommt und verstanden wird, die Veranstaltungsorte für alle zugänglich sind. 

Es ist oft ein Auswahlkriterium (nicht nur) bei öffentlichen Auftraggebern/Innen: Öffentliche Auftraggeber:innen und immer mehr zukunftsorientierte Kund:innen bevorzugen und beauftragen ausschließlich Planer:innen, die Erfahrung bei der Umsetzung von inklusiven Events mitbringen oder mit inklusiven Konzepten vertraut sind. Inklusionsbeauftragte stellen dabei die Einhaltung der Standards sicher. Wer inklusiv plant, kann punkten.

Inklusive Events sind ein Beitrag zur Gesellschaft: Sie fördern die Gleichberechtigung und Diversität. Dadurch können sie helfen, Vorurteile abzubauen und Offenheit zu fördern und eröffnen die Chance, auf einer Veranstaltung mit Menschen außerhalb des gewohnten Umfelds und quer durch die Gesellschaft hinweg in Kontakt zu treten.

WAS WIRD GEBRAUCHT?

Schritt für Schritt zum inklusiven Event: sich vertraut machen und einen Überblick verschaffen. Welche allgemeinen oder eventspezifischen Standards können bereits in der Eventplanung formuliert werden? Hierbei hilft es, ein schriftliches Konzept und Checklisten zu erstellen, die mit der Zeit abgearbeitet werden können.

Wer ist meine Zielgruppe? Was sind die Bedürfnisse der Zielgruppen? Neben Standards gilt es zunächst einmal die Zielgruppe zu definieren und sich mit deren Bedürfnissen vertraut zu machen. Im nächsten Schritt gilt es zu überprüfen, ob man auch für alle Personen, die man ansprechen möchte, inklusive Zugänge und Teilnahmemöglichkeiten realisieren kann. Ist dies nicht der Fall, ist die Zielgruppen noch einmal einzugrenzen.

 Was ist vor Ort möglich oder bereits vorhanden? Wie hoch ist das Budget? Bei einer ersten Ortsbegehung müssen die Räumlichkeiten auf Barrierefreiheit geprüft werden. Daraufhin werden, abhängig von den örtlichen Gegebenheiten und dem zur Verfügung stehenden Budget, Entscheidungen getroffen. Welche Unterstützung kann man welcher Zielgruppe zur Verfügung stellen? Dies muss auch klar und transparent nach außen kommuniziert werden. So können sich betroffene Personengruppen ihre Anreise selbst mit eventuell zusätzlicher Unterstützung organisieren. Vielleicht bleiben sie dem Event auch fern und schalten sich, wenn möglich, per digitalem Stream dazu.

Experimentieren, Beobachten, Fragen, Auswerten: Es ist ein wenig bearbeitetes Thema, das Raum zum Experimentieren und für neue Ideen lässt und in dem man mit kleinen, aber bedachten Änderungen bereits große Wirkung erzielen kann. Es geht es um ein schrittweises Experimentieren, Beobachten, Lernen und Optimieren. Was funktioniert gut? Wo gibt es Verbesserungsbedarf? Durch aufmerksames Beobachten und Auswerten der Events können wertvolle Impulse und Erkenntnisse offenbart werden. Durch Befragungen der Besucher:innen und Zielgruppen kann man deren Bedürfnisse deutlich besser verstehen. Am besten holt man sich bei bestimmten Themen Rat von Expert:innen oder bezieht die Personengruppen, die man ansprechen will, gleich von Anfang an in die Planung mit ein. Sie können Designs und Prozesse gleich austesten. Diese Herangehensweise, dass sogenannte “UserTesting”, gehört in der digitalen Welt bereits zum Standard und ist ein essentieller Bestandteil von erfolgreicher, „User-zentrierter“ Gestaltung und Planung. Angebote für Feedbackmöglichkeiten direkt auf oder nach dem Event an alle Teilnehmer:innen sind äußert hilfreich für eine schnelle Auswertung des Events. So entwickelt man sich bei jeder Veranstaltung ein kleines Stück weiter.

FAZIT

Inklusive Events als echte Chance für Unternehmen

Wer inklusiv plant und inklusive Veranstaltungen anbietet, leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft. Denn inklusive Events fördern Offenheit, Akzeptanz und Diversität und somit auch Zugang zu weiteren Zielgruppen. Mit inklusiven Veranstaltungen werden Unternehmen nicht nur sozial wirksam, sondern können sich auch einen klaren Wettbewerbsvorteil verschaffen: Sie können ihre Zielgruppe erweitern sowie ein offenes, modernes Image nach Außen kommunizieren. Dies führt zu mehr Vertrauen und Kundenbindung. Wer Konzepte inklusiv denkt und früh Standards definiert vermeidet Mehraufwände und unnötige Anpassungen im Planungsprozess. Denn inklusive Events erlauben auch in der Planung, neue Wege zu gehen und ein Augenmerk auf Offenheit, Akzeptanz und Diversität zu legen. Inklusion muss zu einem festen Bestandteil der Eventplanung werden, denn sie bietet die Möglichkeit alte Strukturen aufzubrechen und Planung zu diversifizieren. Inklusion erlaubt ein Neudenken des Planungsprozesses, sie lädt ein zum Experimentieren und neue Lösungen auszutesten. So können im jeweilig möglichen Rahmen neue Konzepte für wirksame Gestaltung entwickelt werden.

Ob Veranstalter:innen:, Eventplaner:innen oder Gestalter:innen: Wir alle profitieren von mehr Inklusion und inklusiven Konzepten.

 

QUELLEN

Dieser Text ist aus den Erfahrungswerten als Gestalterin, einem Interview mit einer Studentin für Inklusives Design aus Eindhoven, Alizée Gavory, und aus folgenden Quellen entstanden:

https://www.aktion-mensch.de/inklusion/bildung/impulse/barrierefreiheit/barrierefreie-veranstaltungen/kommunikative-barrierefreiheit

https://events-barrierefrei.de/die-zukunft-von-events-ist-divers-und-inklusiv-warum-es-sich-lohnt-jetzt-am-ball-zu-bleiben/

https://www.converve.com/de/event-networking-blog/8-wege-ihre-events-inklusiver-und-diverser-zu-machen/

https://events-barrierefrei.de/events-einfach-barrierefrei-zwei-phasen-fuer-mehr-teilhabe-teil-1/