Die Kunst des Führungskräfte-Dialogs: Was tun, wenn im Team gesellschaftspolitische Konflikte auftreten?

Was können Führungskräfte tun, wenn im Team gesellschaftspolitische Konflikte auftreten?

26.03.2024

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Vor kurzem machte der Unternehmer Reinhold Würth von sich reden, weil er sich in einem mehrseitigen Schreiben an seine 25.000 Mitarbeitenden gegen die AfD positionierte und davon abriet, die Partei zu wählen. Auch weitere Unternehmer meldeten sich dementsprechend zu Wort. Seit Bekanntwerden der Correctiv-Recherchen haben sich viele Unternehmen für Demokratie und eine offene Gesellschaft ausgesprochen, in erster Linie in Anzeigen und auf Social Media. Aber ein klares Statement gegen die AfD ist eher selten zu beobachten. Woran liegt das?

Die Antwort könnte lauten: Ein Ja zur Demokratie ist auch ein Ja zur Meinungsfreiheit. Jede:r hat in einer Demokratie das Recht auf eine persönliche, anonyme Wahlentscheidung. Weder den Arbeitgeber noch die Kolleg:innen geht es etwas an, welche Partei ich wähle oder unterstütze, soviel ist klar. Wenn politische Ansichten jedoch im Widerspruch zu den Unternehmenswerten stehen, sich in der Diskriminierung von Kolleg:innen äußern oder gar in verfassungswidrigen Parolen, dann liegen die Dinge anders. Die Grenzen sind hier oftmals fließend. Die gesellschaftliche Debatte ist aufgeheizt und es fällt ab und an schwer, die professionelle Ebene im Umgang miteinander zu wahren. Wie also damit umgehen, wenn Politik zum Konfliktthema im Team wird?

Immer öfter diskutieren wir diese Frage mit unseren Kunden. Denn je mehr Mitarbeitende ein Unternehmen hat, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Belegschaft ein Spiegel unserer Gegenwartsgesellschaft ist – mit allen Kontroversen und unversöhnlichen Haltungen, ob es nun ums Gendern, den Klimaschutz oder eben Politik geht. Immer wieder ist von der vielzitierten „Spaltung der Gesellschaft“ die Rede, und mit der sind wir unter Umständen auch im Arbeitsalltag konfrontiert.

Tauchen solche Spannungen im Team auf, haben Führungskräfte ein Problem. Wie reagiert man als Führungskraft auf fremdenfeindliche oder verschwörungstheoretische Äußerungen? Schließlich soll eine gute Arbeitsatmosphäre erhalten bleiben und die Zusammenarbeit muss funktionieren.

Zu all den Anforderungen an die Führungsebene kommt nun also auch noch die Aufgabe, den Dialog auch in kontroversen Situationen aufrechtzuerhalten und Konflikte zu moderieren. Sechs Strategien können dabei helfen:

  1. Eine gute Gesprächsatmosphäre herstellen und eine offene Kommunikation fördern: Schaffen Sie einen Raum für offenen und respektvollen Austausch, in dem Teammitglieder ihre Ansichten und Perspektiven äußern können. Zeigen Sie Wertschätzung und fördern Sie ein Umfeld, in dem unterschiedliche Meinungen akzeptiert werden.
  2. Gesprächsbereitschaft signalisieren und Fragen stellen: Warum denkst du das? Woher hast du diese Information? Wen meinst du mit „die“ und „wir“? Fordern Sie Beispiele ein und bringen Sie eigene, positive Erfahrungen ein.
  3. Kommunikationstechniken für Konfliktlösungen anwenden: Dazu gehören Techniken wie aktives Zuhören, Fragen stellen, in Ich-Botschaften sprechen oder Feedback geben. Wenn alles nichts hilft, kann Metakommunikation dabei helfen, Störungen anzusprechen und über den Umgang miteinander zu verhandeln.
  4. Gemeinsamkeiten betonen und das Teamgefühl stärken: Sprechen Sie verbindende Werte an, verweisen Sie auf Unternehmens- und Teamziele. Betonen Sie gemeinsame Projekte und feiern Sie Erfolge, die zusammen erreicht wurden.
  5. Eigene Werte sichtbar machen und positive Leitideen einbringen: In welcher Gesellschaft möchten wir leben? Ich stelle mir eine gerechte und solidarische Gesellschaft vor und finde es gut, dass wir uns hin zu mehr Offenheit weiterentwickeln.
  6. Deeskalieren und Grenzen setzen: Wenn es lauter wird, das Gespräch vertagen oder unter vier Augen mit der betreffenden Person sprechen. Abwertende Begriffe ansprechen und Respekt einfordern. Rassistische und diskriminierende Handlungen und Äußerungen klar benennen und deutlich machen, dass diese im Unternehmen keinen Raum haben.

Es gibt nicht die eine richtige Strategie und jede Situation erfordert eine eigene Herangehensweise. Führungskräfte sollten als Vorbilder mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie man respektvoll und konstruktiv mit Meinungsverschiedenheiten umgeht. Und sie sollten schnell und konsequent handeln, wenn Rassismus, Diskriminierung und Mobbing im Raum stehen. Es gibt zudem verschiedene Fortbildungen zum Thema Konfliktlösung und -management, die hilfreich sein können. Wenn Konflikte auftreten, kann ein Teamworkshop mit einer externen Moderation helfen – sprechen Sie uns dafür gerne an.