Interview: »Es macht mich glücklich, wenn unsere Produkte andere Menschen begeistern und ihnen Freude machen.«
»Es macht mich glücklich, wenn unsere Produkte andere Menschen begeistern und ihnen Freude machen.«
10.10.2024Die Berlinerin Caroline Thiedig hat nach vielen Jahren in der (Kommunikations)Strategieberatung, u. a. bei thyssenkrupp, im Jahr 2018 die Walter Confiserie GmbH – Manufaktur für Nougat- und Marzipanspezialitäten übernommen. Seit 2020 ist sie die Geschäftsführerin.
Uns hat sie 3 Fragen zu den Themen Glücklichsein, Schokolade und Marke beantwortet.
- Du bist eine erfolgreiche Unternehmerin und Unternehmensberaterin, was genau macht dich persönlich glücklich?
Schwierige Frage – glücklich ist so ein großes Wort. Was mich antreibt, ist zu gestalten, z. B. die neue Marke bei Walter, neue Produkte oder auch die Gestaltung und Umsetzung von Ideen beim Kunden. Daher macht es mich glücklich, wenn ich merke, dass unsere Produkte andere Menschen begeistern und ihnen Freude machen. Also wenn aufgeht, was man sich überlegt hat. Und natürlich zu sehen, wie sich das Team weiterentwickelt und auch (fast) jeden Tag Freude an Walter und unseren Produkten hat – und dann auch selbst Ideen entwickelt, wie wir Walter erfolgreich weiterentwickeln.
- Du hast 2018 mit deinem Bruder zusammen die traditionelle Berliner Walter Schokoladen Confiserie übernommen und die Marke seitdem erfolgreich neu positioniert. Was bedeutet den Menschen Schokolade heute?
Schokolade ist ein Genussmittel – das war es in der Vergangenheit und das ist es auch heute. Für viele unserer älteren Kunden gehört Walter zum Leben dazu, da sie mit uns als Marke ganz viele Erinnerungen verbinden. Daher ist es auch immer schön zu sehen, wenn Großeltern mit ihren Enkeln bei uns einkaufen. Ich würde unterscheiden zwischen Schokolade, die es im Supermarkt gibt, und unserer Art der besonderen, handwerklichen Schokolade und Gebäcke: Das bedeutet für Menschen heute wie auch in der Vergangenheit den besonderen Moment bewusst zu genießen.
- Ist eure Unternehmensgeschichte – eine traditionelle Marke wieder zu neuem Erfolg zu führen – aus deiner Sicht als Blaupause für andere betagte Marken geeignet, und was sind deine „Learnings“, die du uns weitergeben kannst?
Ich habe drei Learnings: Das erste ist, dass man sich Zeit lassen muss, um ein Unternehmen erstmal wirklich kennenzulernen und zu erfühlen, bevor man etwas ändert.
Das zweite Learning ist, dass es wichtig ist, den Kern einer traditionellen Marke zu erkennen und sich dann zu fragen, wie man diesen Kern ins Heute holen kann. Mein Ziel war es immer, den Wert der Tradition zu erhalten, ohne eingestaubt zu wirken. Bei uns war es der Humor des Gründers und seine Freude an der Vermarktung sowie die tiefe Verankerung in Berlin.
Und mein drittes Learning ist, dass man sich im Auftritt als Traditionsmarke auch etwas vom Zeitgeist lösen kann. Man hat idealerweise etwas Zeitloses oder eckt bewusst etwas an. Als wir angefangen haben, wollten einige Designer das Logo anpassen und in eine sachliche, moderne Schriftform gehen. Ich bin froh, dass wir das nicht gemacht und es nur ein wenig modernisiert haben. Unser Logo ist ein wenig aus der Zeit gefallen, aber gleichzeitig hat es einen großen Wiedererkennungswert.